Weiter geht’s! Der Europastern bietet so viel Stoff zum Schreiben, dass ich den Beitrag in zwei Teile aufteilen musste. Im ersten Teil hatte ich es „nur“ bis zur Nürnberger Straße geschafft. In diesem zweiten Teil versuche ich meine “Tour d’Europastern” zu vervollständigen und wieder heil am Berliner Ring anzukommen.
Zäune unterbrechen den Verkehrsfluss
Wo waren wir geblieben? Ach ja, beim plötzlichen Ende eines zu schmalen Zweirichtungsradweges an der Nürnberger Straße:
Fangen wir also schön mit einer illegalen Überquerung und einer sinnlosen Blockade an: Zwei Zäune bei einem Zebrastreifen.
Diese Zäune sind für mich ähnlich „doppelt gemoppelt“ wie die am Berliner Ring. Sie unterbrechen den Verkehrsfluss an einem Ort, an dem das gar nicht notwendig ist. Der Zebrastreifen ist eigentlich schon ein klares Zeichen für Autofahrer, dass sie dort aufpassen und evtl. anhalten müssen. Auch Radfahrer wissen, dass sie an einer Kreuzung nach anderem Verkehr schauen sollten – vor allem nach Autos die 50 Km/h fahren. Wenn das noch nicht deutlich genug ist, dann sollte man meiner Meinung nach den stärkeren Verkehrsteilnehmer noch mehr ausbremsen. Falls jemand noch daran zweifelt: Das sind in dieser Situation die Autofahrer und nicht die Radfahrer 😉
Platz am Ende des Tunnels?
Wenn ich auf dem gemeinsamen Geh- und Radweg weiterfahre, geht es leicht herunter und werde ich zu einer Einmündung geführt. Da ich meine Runde um den Europastern gegen den Uhrzeigersinn fahre, geht es rechts weiter durch einen engen Tunnel, der unter dem Europastern durch läuft.
Als wäre der Tunnel noch nicht eng genug, gibt es in der Mitte einen Zaun. Der Zaun zwingt mich zu bremsen und eine enge 90-Grad-Kurve zu machen. Auch am anderen Ende des Tunnels gibt es wieder wenig Platz zum Abbiegen.
An sich ist so eine Untertunnelung eines solchen großen Knotenpunktes für Radfahrer keine schlechte Idee, so lange man als Radfahrer dann tatsächlich auch zügig durchfahren kann. Dafür braucht man mehr Platz und weichere Kurven. Der Tunnel sollte mindestens zwei mal so breit sein. Man könnte hier darüber nachdenken den Tunnel diagonal zu gestalten, da es eine klare Hauptrichtung (Versbach/Lengfeld) gibt.
Beispiele für ähnliche Fahrrad-Tunnel gibt es genug. Im Kreuzung-Design-Video gibt es einige Beispiele ab etwa 4 Minuten.
Der Bau eines solchen Tunnels kann durchaus an einem Wochenende fertiggestellt werden, sowie das hier in Utrecht geschah 🙂
Zudem können solche Tunnel sehr schön gestaltet werden, wie eine Art Wahrzeichen der Stadt in Sachen Radverkehr!
Im nächsten Abschnitt gibt es endlich einen etwas breiteren Asphaltstreifen als gemeinsamen Zweirichtungsgeh- und Radweg. Bei der nächsten Einmündung fahre ich weiter in Richtung Versbach und fahre ich noch durch zwei kleine Tunnel.
Der Europastern ist ein Treppenhaus
Jetzt bin ich am anderen Ende des Europasterns! Aber was nun? Bei der Weiterfahrt gibt es keine Überquerungsmöglichkeit über die Versbacher Straße. Der Weg nach rechts führt durch ein Wohnviertel nach Versbach, aber es wird langsam dunkel und ich möchte meine Runde vollenden.
Nach einer kleinen Suche habe ich einen Weg gefunden. Ich kann noch ein kleines Stückchen weiterfahren und dann muss ich absteigen und eine Treppe nehmen…
Bitte, was?? – Ich muss absteigen und eine Treppe nehmen!
Nah gut…
Zwei Rückwege
Wenn ich oben wieder ankomme, fahre ich weiter bis zum Ende der Versbacher Straße. Hier entdecke ich, dass es – wie in der Nürnberger Straße – zwei Routen gibt.
Die regelwidrige Gehsteig-Route
Die Gehsteig-Route, die die meisten RadfaherInnen nutzen, führt regelwidrig auf den (teilweise sehr engen) Gehsteig.
Danach führt sie eine Treppe runter.
Ja, wirklich – (noch) eine TREPPE.
Treppen für Radfahrer gibt es in riesigen Fahrrad-Parkhäusern mit zigtausenden Parkplätzen und mehreren Stockwerken, aber doch nicht mitten in einer Radroute?!?
Unten an der Treppe gibt es dann einen kleinen Tunnel und werde ich wieder zurück in Richtung Nürnberger Straße geschickt.
Die legale, aber stressige Fahrbahn-Route
Wenn ich aber den Schildern folge und die legale Route nehme, muss ich auf die Fahrbahn fahren.
Um ins Zentrum zu gelangen, muss ich nach etwa 100 Metern – während einer Steigung – auf die linke Fahrbahn wechseln. Hier fahren oft sehr viele Autos, die auch wählen müssen, ob sie ins Zentrum oder nach Grombühl fahren möchten. Irgendwie (Hupe!!) bekomme ich den Eindruck (Hupe!!), dass diese die RadfahrerInnen an dieser Stelle nicht besonders mögen (Hupe, Hupe!!).
Trotzdem fordere ich natürlich meinen selbstverständlichen Platz ein und fahre weiter auf das Viadukt, das mich zurück in die Schweinfurter Straße bringt.
Ganz ehrlich, ich habe das jetzt einmal gemacht, aber so richtig angenehm war es nicht. Es war sogar ziemlich stressig – und das an einem Sonntag. Ich verstehe es total, wenn viele Radfahrer die Treppe nehmen, auch wenn das eigentlich eine *!&!-Lösung ist.
Aber: Meine Runde um den Europastern ist jetzt vollendet! 🙂
Hier nochmal die zwei Routen auf einer Karte:
Legende: Orange = Erster Teil der Route, Rot = Gehsteig-Route, Grün = Fahrbahn-Route
Was wäre eine Lösung für den Europastern?
Aber was wäre hier denn eine Lösung? Ich würde sagen, dass man die Untertunnelung verbreitert und durchzieht. Ich verstehe, dass das vielleicht schwierig ist und es auch noch einen Tunnel für Autofahrer in der Mitte des Europasterns gibt. Es ist ein sehr komplexer Knotenpunkt, aber es muss einfach möglich gemacht werden, mit dem Fahrrad komplett durchfahren zu können! Es ist schließlich nicht für nichts eine wichtige Hauptradachse!
Update: 30.03.2016
Über einen Facebook-Beitrag des Versbacher Fahrradsonntags habe ich mitbekommen, dass etwa 10 Tage nach der Veröffentlichung dieses Artikels das Verkehrszeichen „Gemeinsamer Geh- und Radweg“ (zurück) aufgehängt wurde.
Der Gehweg-Route ist damit wieder legalisiert, jedenfalls bis zur Tunneltreppe…
Ein Gedanke auf \"Ratlos mit dem Rad am Europastern – Teil 2\"