Dass es hier in Deutschland hier und da absurde Vekehrsschilder gibt, ist mir schon mal aufgefallen. Aber eigentlich gibt es hier in Deutschland vor allem ein ganz alltägliches Schild, dass ich wirklich absurd finde.

Ich präsentiere Ihnen in der Kategorie „Absurde Verkehrsschilder„: Der benutzungspflichtige gemeinsame Geh- und Radweg.

Verkehrszeichen 240: Gemeinsamer Geh- und Radweg | Radfahrerzone.de
Dieses Schild halte ich wirklich für absurd.

Diese Art von „Radweg“ wird von mir oft „Gehsteig-Radweg“ genannt, ist aber offiziell als Zeichen 240 der StVO bekannt. Es bedeutet, dass Radfahrenden den Weg mit Fußgängern teilen müssen, und immer auf die Fußgänger Rücksicht nehmen sollten.

Der etwas zu gemeinsame Geh- und Radweg

Das Problematische an gemeinsamen Geh- und Radwege ist, dass sie zu gemeinsam sind. Das Schild kreiert eine Situation, bei der zwei Transportmittel mit total unterschiedlichen Fortbewegungsmodi und Geschwindigkeiten sich eine nicht-getrennte Fläche teilen:

  • Es gibt keine Spuren, die ganze Fläche kann benutzt werden
  • Auf der rechten Seite laufen oder fahren ist eher optional
  • Fußgänger können diesen Weg in zwei Richtungen benutzen, Radfahrer nicht
  • Fußgänger haben keine Blinker und müssen ihre Hand nicht ausstrecken bevor sie plötzlich nach links oder rechts laufen.
  • Fußgänger laufen im Durchschnitt ungefähr 5 km/h, Radfahrer fahren im Durchschnitt ungefähr 15 km/h (3x so schnell!), geschweige denn E-Bikes…
  • Zudem sind solche gemeinsamen Geh- und Radwege oft viel zu eng um in einem normalen Tempo radfahren zu können, und muss man ständig bremsen.

Für mich fühlt es sich oft an, als müsste ich mich durch einen Fußgängerlabyrinth bewegen. Und ich kann mir vorstellen, dass viele Fußgänger regelmäßig erschrecken, wenn plötzlich ein Fahrrad nah an sie vorbeifährt, auch wenn es nicht zu schnell fährt. Das sind alles Zutaten für unnötige – und eben absurde – Konflikte.

Gemeinsamer Rad- und Autoweg?

Ich werde die Absurdität noch etwas deutlicher machen, indem ich das Verkehrszeichen auf eine ähnliche Situation anwende: ein gemeinsamer Rad- und Autoweg!

Gemeinsamer Rad- und Autoweg | Radfahrerzone.de
Genauso absurd: Der gemeinsame Rad- und Autoweg

RadfahrerInnen teilen oft die Fahrbahn mit Autos, aber warum gibt es dieses Schild dann nicht? Warum wird dort der Verkehr getrennt oder muss man als Radfahrer sich immer rechts halten und in der gleichen Richtung wie die Autofahrer fahren? Naja, ganz einfach, so eine Situation wäre doch viel zu absurd! 😉 :

  • Es gibt keine Spuren, die ganze Fläche kann benutzt werden
  • Auf der rechten Seite laufen oder fahren ist eher optional
  • Radfahrer können diesen Weg in zwei Richtungen benutzen, Autofahrer nicht
  • Radfahrer haben keine Blinker und müssen ihre Hand nicht ausstrecken bevor sie plötzlich nach links oder rechts fahren.
  • Radfahrer fahren im Durchschnitt ungefähr 15 km/h, Autofahrer fahren irgendwo zwischen 30 und 50 km/h (2 bis 3x so schnell!), geschweige denn von Rasern…
  • Zudem sind solche gemeinsamen Rad- und Autowege oft viel zu eng um in einem normalen Tempo autofahren zu können und muss man ständig bremsen.

Also, ich verstehe wirklich nicht was der Sinn des Verkehrszeichens 240 ist. Es sorgt nur für unnötige Konflikte.

Und in den Niederlanden?

In den Niederlanden hat man verstanden, dass man Fuß- und Radverkehr trennen sollte. Dort gibt es nur Schilder für Radwege oder Fußwege.

Niederländische Radweg-Schilder | Quelle: Wikipedia
Alle niederländischen Radweg-Schilder. Quelle: Wikipedia

RadfahrerInnen teilen nur außerhalb von Ortsgrenzen manchmal den Weg mit Mopeds, aber dafür schafft man dann genug Platz – sogar in eines der dichtbevölkersten Ländern Europas.

13 Gedanken auf \"Absurde Verkehrsschilder: Gemeinsamer Geh- und Radweg\"

  1. Dass in den Niederlanden kaum gemeinsame Geh- und Radwege vorhanden sind, das ist prinzipiell richtig. Richtig ist aber auch, dass dafür vor allem außerorts der Fußgängerverkehr auf den Radwegen, egal ob mit oder ohne b-Pflicht, geduldet wird. Es gibt dort dann schlichtweg keine Gehwege.

    1. Stimmt. Danke für diese wertvolle Aussenperspektive zur NL-Situation 🙂
      Zugegeben, meine Beiträge handeln sich meist um innenstädtische Situationen. Es gibt in den Niederlanden aber auch sehr wenig Menschen die sich außerorts zu Fuß bewegen. Sehr vielen wählen dann das Fahrrad. Zudem gibt es sowieso nicht so viel „außerorts“ wie in Deutschland, weil NL so ein dichtbevölkertes Land ist.

  2. Beim Gehsteig-Radweg darf man als Radfahrer nur Schrittgeschwindigkeit fahren, also gibts da auch keine Probleme mit 3-fach höherer Gerschwindigkeit. Absurderweise gilt die Benutzungspflicht.
    Schlimmer ist, dass es bedeutet, dass man hier den Radfahrer auf Schrittgeschwindigkeit nötigt. Dann kann ich ja gleich zu Fuß gehen, gell?

    1. Stell dir vor man würde Autofahrer verpflichten ständig Radfahrgeschwindigkeit (etwa 15 km/h) zu fahren. Das würde doch auch niemanden akzeptieren. Kann man ja gleich besser aussteigen, oder? 😉

    2. Zitat:
      „Beim Gehsteig-Radweg darf man als Radfahrer nur Schrittgeschwindigkeit fahren“

      @Alex:
      ich glaube, da liegst du – zumindest in dieser generalisierten Form – falsch.

      Die StVO fordert sinngemäß eine dem Fußgängerverkehr angepasste Geschwindigkeit. Das kann Schrittgeschwindigkeit bedeuten, muss es aber eben nicht.

      Bei aller Absurdität muss man diese Dinge aber immer in ihren jewieligen Kontext setzen. Wenn eine andere Radverkehrsführung partout nicht hinzukriegen ist, kann dieses Konstrukt durchaus sinnvoll sein.
      Dass sich die Straßenverkehrsbehörden manchmal die nötige Mühe beim Hinkriegen anderer Radverkehrsführungen nicht zu machen scheinen steht auf einem ganz anderen Blatt.

      Meiner Meinung nach ist die praktizierte Verwendung und Einrichtung derartiger „Radwege“ häufig absurd. Die Idee als solches ist nicht per se behämmert.

      1. Ich finde die Idee Fußgänger und Radfahrer auf den gleichen Weg laufen/fahren zu lassen ehrlich gesagt schon „behämmert“ und nur in Ausnahmesituationen sinnvoll. Radfahrer und Fußgänger haben eine komplett unterschiedliche Art sich fortzubewegen. Radfahrer fahren mit einer bestimmten Geschwindigkeit geradlinig in eine Richtung (wie Autofahrer), Fußgänger laufen nicht geradlinig, bleiben reglmäßig stehen, usw. Andere Unterschiede habe ich oben schon beschrieben.

        Das „nicht Hinkriegen“ anderer Radverkehrsführungen ist meiner Meinung nach oft dasselbe wie das „nicht hinkriegen wollen“. Es gibt unzählbare Beispiele im In- und Ausland von besseren Radverkehrsführungen, auch an engen Stellen/Straßen mit viel Autoverkehr. In Würzburg (und ich würde fast behaupten in Deutschland) scheint der geteilte Rad- und Fußweg aber eher der Standard als die Ausnahme zu sein. Das ist also der Kontext indem ich das ganze sehe. Und da soll sich definitiv vieles ändern.

        Wie siehst du das?

        1. Hallihallo,

          Ich denke, da sind wir eigentlich einer Meinung. Die Art und Weise, wie dieses Konstrukt verwendet wird, nämlich nicht als Notlösung, sondern als Standardlösung, ist freilich behämmert.
          Als Notlösung mag es aber tatsächlich Situationen geben, in denen dies sinnvoll ist.

          Und ich schrieb ja: man scheint sich die Mühe anderer Lösungen einfach nicht machen zu wollen. Hängt gefühlt auch mit mangelnder Achtung des Radverkehrs zusammen.

          Aller Radfahrer Wunsch ist sicherlich auch, dass sich daran etwas ändert…

          LG Daniel

  3. Also ich fände es gut, wenn Dt, endlich wie Österreich und Frankreich den eckigen blauen Lolli einführen würde für alles, was nicht benutzungspflichtig ist. Und wenn die NL sich da auch anpassen würden. „fietspad“ setzt viel mehr Wissen voraus.

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