Wenn ich mit Menschen über das Radfahren in Deutschland rede, entschuldigen sie sich manchmal für den derzeitigen Zustand der Radinfrastruktur. Auch höre ich oft „vor allem in Bayern ist es schlimm“. Klar, es gibt sicherlich einiges an Verbesserungspotential, wie ich z.B. hier und hier zeige, aber man muß gar nicht so weit suchen, um auch ein paar gute Beispiele zu finden.
Diesen Sommer habe ich eine mehrtägige Radtour auf dem Mainradweg gemacht. Ich werde hier jetzt nicht ausführlich über die Tour berichten, sondern ein paar Infrastruktur-Beispiele zeigen, die mir dort aufgefallen sind und von denen man in Würzburg noch einiges lernen kann.
Ist Bamberg ein Fahrrad-Paradies?
Bamberg-Zentrum ist ein optionaler Ausflug, ein bisschen weg vom offiziellen Mainradweg. Der Weg vom Main ins Zentrum fing für mich mit einer Überasschung an: eine Fahrradstraße mit einem Unterschild „Motorradfahrer und Autofahrer frei“. Wow, umgekehrte Welt… ich bin beeindruckt!
Einmal im Zentrum angekommen, sprang mir den Radweg am Obstmarkt ins Auge. Eine wichtige Straße mitten in der Innenstadt. Autos fahren dort in eine Richtung, der Radverkehr in beide. Und es wurde dabei sogar an den Sicherheitsabstand gedacht. Ein moderner Verkehrstraum!
Als ich aus der Fußgängerzone rausgefahren bin, gab es wieder überall klar angezeigte Radwege. Davon habe ich leider kein Bild, aber auf Google Maps kann man es gut sehen. Da muß ich gar nichts mehr selber basteln 😉 .
Kulmbach auf dem richtigen (Rad)Weg
Die Tour ging weiter nach Kulmbach, wo der rote und weiße Main zusammenfließen. In Kulmbach sieht man gute erste Ansätze einer ernsthaften Radinfrastruktur. Eine Kreuzung möchte ich hier insbesondere zeigen, weil sie so deutlich zeigt, dass man es richtig machen kann, wenn man nur will.
Die Pestalozzistraße und die Lichtenfelser Straße sind beide wichtige Straßen, die in die Kulmbacher Innenstadt führen. An dieser Kreuzung mit der Lichtenfelser Straße wird Autofahrern deutlich gezeigt, dass hier ein Radweg ist und dass auch Radfahrer Vorfahrt haben wenn sie von links (auf dem Bild von rechts) kommen.
Gute Beispiele sind näher als man denkt
Man muß also nicht immer nach Holland fahren, um tolle Beispiele zu finden. Die Beispiele hier oben kommen sogar alle aus Franken, sollte es dort noch irgendwelche lokalpatriotischen Empfindlichkeiten geben 😉 . Jedenfalls wollte ich mal zeigen, dass sich auch in Bayern was bewegt, wenn es um Fahrrad-Infrastruktur geht.
Hallo Bas, als Bamberger kann ich Dir versichern, dass Bamberg nicht immer ein Paradies für Radler ist – muss aber auch zugeben, dass sich in den letzten Jahren in Bamberg doch einiges positiv für uns „Fietser“ verändert hat. Ich habe auch das Gefühl, dass der Radverkehr hier insgesamt zugenommen hat.
Doch leider hat Bamberg – wie viele andere Städte in Deutschland auch – ein massives Verkehrsproblem. Bamberg hat – zum Glück – ein von Zerstörungen im zweiten Weltkrieg verschontes Zentrum und eine schützenswerte Altstadt. Es gibt hier sehr viele Einbahnstraßen und einfach zu viele PKW. Das führt dazu, dass die Staus immer mehr und größer werden. (Innen)Städte wie Bamberg sind für PKW alles andere als geeignet und die gesamte Verkehrsplanung müsste hier mal komplett überdacht und verändert werden. Als Radfahrer bin ich hier auf jeden Fall immer schneller am Ziel. 🙂
Hallo Ernst, danke für deine Ergänzung. Ich glaube dir sofort wenn du sagst, dass es in Bamberg auch noch Verbesserungspotenzial gibt, aber mein erster Eindruck war schon mal viel besser als der Zustand, den es in Würzburg momentan gibt. Jedenfalls ist es natürlich immer ein schönes Gefühl schneller ans Ziel zu kommen als ein Autofahrer, und gleichzeitig auch ein Argument weniger Auto zu fahren und z.B. mit dem Rad zur Arbeit zu pendeln.