In Würzburg gibt es ein Gebäude, um das man nicht herum kommt. Nicht nur weil es so riesig ist, sondern auch weil es besonders beliebt ist. Die Würzburger Residenz gehört zum UNESCO Weltkulturerbe und ist eine der am meisten besuchten touristischen Attraktionen Deutschlands. Die Würzburger sind stolz auf ihr Wahrzeichen und verweilen auch gerne in dessen wunderschönem Garten. Leider zählt die Radverkehrsführung rund um der Residenz nicht zum „Radkulturerbe“…
Unfallpotenzial am Parkplatzeingang der Würzburger Residenz
Wenn ich von der Baltasar-Neumann-Promonade zur Residenz fahre, fahre ich erst mal ein Stück weit gemütlich auf einem separierten Radweg. Sobald die Residenz in Sicht ist (ooohhhh wie schön! 🙂 ), hört plötzlich der Radweg auf, verändert sich der Bodenbelag von Asphalt zu Kopfsteinpflaster, und muss ich auf die Straße wechseln. Gleichzeitig muss ich auf Autoverkehr aus verschiedenen Richtungen achten: hinter mir befinden sich Autofahrer die geradeaus fahren, links von mir können Autofahrer rechts zum Parkplatz abbiegen, rechts vor mir fahren Autos aus dem Parkplatz heraus.
Hier nochmal die gleiche Stelle mit einer Übersicht der Verkehrsströme:
Es gibt keinen einzigen Hinweis wie oder wo ich hier fahren soll. Wenn man die Stelle nicht kennt, ist es vermutlich auch nicht sofort klar, dass man hier auf die Straße fahren muss. Zudem bin ich durch die vielen Bäume für die Autofahrer nicht gut sichtbar. Von verschiedenen Menschen habe ich schon gehört, dass sie dort einen Unfall oder Beinahe-Unfall hatten. Das wundert mich eigentlich nicht: Rechts abbiegender Autoverkehr ist Unfallursache #1 für den Radverkehr. In einer solchen Situation wäre es für alle Verkehrsteilnehmer besser, den Radverkehr sichtbarer zu machen. Aber macht euch keine Sorgen: die Stadt Würzburg schützt ihre Bürger*innen und hat eine wundervoll innovative Lösung!
Ein kleines Schild mit dem Text „Achtung Parkplatzzufahrt“ soll anscheinend dafür sorgen, dass der Radverkehr an einer Abbiegestelle vor der Würzburger Residenz problemlos in den Straßenverkehr fließt. Wenn man denn schon mit Schildern anfängt, warum gibt es dann kein großes Schild mit dem Text „Achtung: Radfahrer werden hier auf die Straße geführt“ neben der Fahrbahn? Aber ob solche Schilder die gefährliche Situation lösen? Ich glaube eher nicht.
Bessere Sichtbarkeit am Parkplatzzufahrt
Eine mögliche Lösung wäre es hier, um den Radverkehr früher auf die Straße zu leiten. Dadurch wäre der Radverkehr für andere Verkehrsteilnehmer schneller und besser sichtbar. Zudem würde die Parkplatzzufahrt kein Problem für den Radverkehr mehr darstellen und hat auch der rein- und rausfahrender Autoverkehr die Radfahrer besser im Blick. Im Bild unten habe ich versucht das darzustellen.
Alternativ könnte man den Radweg auch geradeaus durchziehen und dem Autoverkehr mit einer Rampe signalisieren (sowie es oft in den Niederlanden gemacht wird), dass hier ein Radweg läuft. Dafür müsste man aber den Vorplatz komplett ändern und der riesige Autoparkplatz um ein paar Plätze einschränken. Das würde dann ungefähr so aussehen.
Ich befürchte aber, dass die UNESCO da ein Veto einlegt, da man dann den Vorplatz zum Teil asphaltieren müsste 😉
Egal welchen Lösungsansatz man nimmt, eine bessere Radverkehrsführung muss dort meiner Meinung nach sowieso her. Wie würdet ihr die Situation vor Ort angehen?
Vielen Dank!!! Es wird Zeit für eine Veränderung und Dein Beispiel sollte sich die Stadt Würzburg genau ansehen!!! Denn es werden täglich weniger Parkplätze vor der Residenz genutzt als gewünscht- daher tut es bestimmt nicht so weh ein paar wegzudenken und dafür eine sichere Umgebung für Radfahrer einzuplanen !!!
Gern geschehen, Claudia 🙂
Ich habe noch eine „dritte“ Lösung: Radverkehr konsequent raus aus dem Seitenstreifen und bereits spätestens ab der Einmündung der Neubaustraße einen Radfahrstreifen auf die Fahrbahn zimmern. Platz ist dort genug.
Dann kommt man aus der Neubaustraße eben nur noch einspurig zum Links- Abbiegen raus: und?
Die semi-zweispurige Führung des KfZ-Verkehrs aus dieser Richtung kommend ist doch ohnehin nicht wirklich nötig.
Das Ganze zieht man durch bis zur Fußgänger-Ampel vor der Residenz und macht dort eine Aufstellfläche vor die Ampel. Nach der Fußgängerquerung wird dann der Verkehr in zwei Richtungsfahrstreifen weitergeführt: Abbiegestreifen nach rechts zum Rennweg, linker Steifen nach links und geradeaus wie bisher auch. In der Theaterstraße kann man dann den Radverkehr erneut aufnehmen und wiederum bis zur Kreuzung Ludwigstraße als Radverkehrsstreifen durchziehen, erneut mit Aufstellfläche über die gesamte Richtungsfahrbahn. Ob das in der Theaterstraße durchpasst könnte aber echt kritisch werden…
Zudem sollte man noch bedenken, das an der Kreuzung am oberen Ende der Neubaustraße noch der Touri-Zug auf den Fuß-/Radweg auffährt. Wenn der Fahrer dann mal wieder mit dem Handy spielt übersieht der auch einen Erwachsenen auf dem Rad. Ein Kind ist bei der normalen Geschwindigkeit von dem Gefährt platt.